|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
| Bongo forever |
|
|
Mach´s nochmal, Omar!
|
1.12.2005. Als am 27.11.2005 die Präsidentenwahl in Gabun stattfand, rechnete jeder damit daß der Amtsinhaber, nach Fidel Castro immerhin der dienstälteste Präsident der Welt, im Amt bestätigt werden würde. Deswegen war den meisten Zeitungen diese Tatsache nur eine kleine Meldung wert. So etwas ist für die Liberale Stimme natürlich kein Maßstab, sondern ein Grund sich mit dem seit 38 Jahren regierenden Omar Bongo (69) , einen zum Islam konvertierten Krimi-Fan, einmal näher zu beschäftigen.
Nach der Unabhängigkeit Gabuns 1960 stieg Bongo, dessen Vorname damals noch Albert-Bernard lautete, unter dem pro-französischen Präsidenten Leon M´Ba in verschiedenen Ämtern auf. Gabun unterhielt schon damals sehr enge Beziehungen zu Frankreich. 1964 wurde ein marxistischer Putsch des linken Politikers Jean-Hilaire Aubame nur mit Hilfe französischer Fallschirmjäger niedergeschlagen. Als M´Ba, ein glühender Bewunderer Charles de Gaulles´, 1967 starb, hatte es Bongo bereits zu seinem Vizepräsidenten gebracht und übernahm das Präsidentenamt und verkündete ein Jahr später die Errichtung eines Einparteiensystems unter der „Demokratischen Partei Gabuns“ (PDG). Obwohl Bongo in seiner politischen Anfangszeit eher links orientiert gewesen sein soll, übernahm er die konservative und frankreichfreundliche Linie seines Vorgängers. In den folgenden Jahren stieg Gabun zur wichtigsten Stütze der französischen Politik in Afrika auf und galt als Treuester der Treuen. Jacques Foccard, mehrere Jahrzehnte graue Eminenz der französischen Afrikapolitik und Afrikaberater von 3 französischen Präsidenten nutzte das Land für seine subversiven Geheimdienstaktivitäten. So war zum Beispiel Gabun auch in den versuchten, aber gescheiterten Sturz des gemäßigten marxistischen Regimes von Mathieu Kérékou in Benin durch eine Invasion weißer Söldner 1977 verwickelt. In internationalen Geheimdienstkreisen sprach man von Gabun nur als „Foccard-Land“. 1973 trat Bongo zum Islam über und gab sich den Namen Omar. Dank größerer Erdölfunde und Bodenschätze wie Mangan, Uran und Eisenerz entwickelte sich die Urwaldrepublik wirtschaftlich stabil und bescherte Gabun mit über 3.300 US-$ eine Zeitlang das höchste Pro-Kopf-Einkommen Schwarzafrikas. Solche Einnahmen ermöglichten Bongo gewisse soziale Wohltaten (erst kürzlich eröffnete eine Klinik für kostenlose Aids-Behandlung).
Anfang der 80iger Jahre entwickelte sich mit der MORENA eine Oppositionsbewegung , die für ein Mehrparteiensystem eintrat. Nach einem 1989 mißglückten Putschversuch der Volksunion von Gabun (UPG) und Massenstreiks wegen der vom IWF geforderten Sparpolitik leitete Bongo 1993 eine Demokratisierung und „freie“ Wahlen ein. Allerdings blieben Machtmittel wie die Medien in der Hand des Bongo-Clans und die oft üblichen afrikanischen Gängeleien von politischen Gegnern sind auch in Gabun an der Tagesordnung. Die Präsidentengarde, die zahlenmäßig ein Drittel der Streitkräfte umfaßt und unter dem Kommando eines französischen Legionärs steht, ist ein weiteres Mittel zur Absicherung von Bongos Herrschaft. Obwohl sich unter seiner Amtsführung das Land friedlich und stabil entwickelte, kommt der Reichtum Gabuns nur einer kleinen Oberschicht zu Gute, während der Rest in Armut lebt. Dies ist um so schlimmer, da die Erdölvorkommen nur noch wenige Jahre reichen werden und vernachlässigt wurde, andere Industrie- und Verarbeitungszweige aufzubauen. Mit der Nationalen Sammlungsbewegung der Holzfäller (RNB) erwuchs Bongo in den 90iger Jahren eine starke Opposition.
Omar Bongo heiratete 1990 Edith Sassou-Nguesso, die Tochter seines kongolesischen Amtskollegen. Nach wie vor dominiert die PDG Bongos das Parlament. Zur Wahl am 27.11.05 mußte er sich gegen vier Gegenkandidaten durchsetzen. Dies fiel nicht weiter schwer, da über 40 Parteien dem Präsidenten ihre Unterstützung zugesagt hatten. Bongo versprach im Wahlkampf einen Monat kostenlos Wasser und Strom für 10.000 Familien und Schulgeldfreiheit für 2006.
Die Opposition hatte den Anti-Bongo-Slogan „40 Jahre sind genug!“ ausgegeben. Bongo könnte es gelassen sehen. Ihm blieben ja dann noch zwei Jahre. Ein genaues Endergebnis der Wahl lag den deutschen Medien nach einer halben Woche vor. Omar Bongo hatte mit 79,2% der Stimmen wie erwartet den Sieg davon getragen. Zweitplazierter wurde der Oppositionspolitiker Pierre Mamboundou mit 13,8%, gefolgt von Zacharie Myboto (6,6%), einem langjährigen Verbündeten des Präsidenten, der kurz vor der Wahl Bongo seine Unterstützung zugesagt hatte. Jacques Foccard – würde er noch leben – wäre entzückt gewesen.
Kay Hanisch
|
|
|
|
|
|
|
|