Im September feiert Belize 25 Jahre Unabhängigkeit

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30.8.2006. Unter dem heute als „Vater des Vaterlandes“ bezeichneten Premierminister George C. Price wurde der kleine Karibikstaat im September 1981 von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen. Seit dem machte das Nachbarland Guatemala immer wieder Gebietsansprüche auf fast das gesamte Staatsgebiet von Belize geltend. Teilweise war es nur den in Belize stationierten britischen Truppen zu verdanken, daß Guatemala von einer militärischen Besetzung des Nachbarstaates abgeschreckt wurde. Der Status quo gilt als labil.

Mit der Abwertung des Belize-Dollars begann in den 50iger Jahren eine Unabhängigkeitsbewegung zu entstehen, an deren Spitze sich die 1950 von George Price gegründete sozialdemokratische Vereinigte Volkspartei (PUP) stellte. Über mehrere Jahrzehnte hinweg blieb die PUP die führende politische Kraft im Lande. George Price wurde 1956 zum Bürgermeister der Hauptstadt Belize City, 1961 zum Chefminister gewählt und führte ab 1964 den Titel eines Premiers, nachdem Belize, daß damals noch Britisch-Honduras hieß, die innere Autonomie zugestanden bekam. Der Name Belize wurde erst 1973 eingeführt und sollte die Distanzierung vom Kolonialstatus verdeutlichen. Die Verhandlungen über die Unabhängigkeit zogen sich wegen der guatemaltekischen Gebietsansprüche in die Länge. Der Hintergrund: nach dem Zusammenbruch des spanischen Königreiches beanspruchten Mexiko und Guatemala das Territorium von Belize.
Mexiko verzichtete später aber auf seine Ansprüche. Mit Guatemala schloß Großbritannien 1859 einen Vertrag in dem Guatemala die Grenzen des Settlement of Belize anerkannte, es aber weiterhin als eine als eine seiner Provinzen ansah.

Großbritannien verpflichtete sich im Gegenzug zum Bau einer Straße zwischen beiden Hauptstädten. Diese wurde aber nie gebaut, deswegen fühlte sich Guatemala später auch nicht mehr an den Vertrag gebunden und erhob Gebietsansprüche auf Belize. Dies führte dazu, daß Belize erst 1981 in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Der junge Staat blieb Mitglied im Commonwealth, Staatsoberhaupt ist die britische Königin, die durch einen Generalgouverneur vor Ort vertreten wird. Dank einer zersplitterten Opposition blieben PUP und George Price bis 1984 an der Macht. Die ersten Wahlen nach der Unabhängigkeit gewann die konservative Vereinigte Demokratische Partei (UDP) unter Manuel Esquivel, der das Land stärker an die USA heranführte. Er wurde 1989 wieder vom Sozialdemokraten Price abgelöst (bis 1993). George Price hingegen versuchte das multikulturell geprägte Belize eher an die karibischen Staaten, als an seine lateinamerikanischen Nachbarn zu binden. Unter seiner Regierung trat Belize der karibischen Staatengemeinschaft CARICOM bei.

Heute ist das Land neben Costa Rica eine der wenigen stabilen Demokratien Mittelamerikas. Das politische System hat sich – auch in Folge der langjährigen britischen Protektion – am Reich von Queen Elizabeth II. orientiert und wird hauptsächlich von beiden großen Parteien getragen. Seit 1993 existiert die mit der UDP verbündete Nationale Allianz für Belizianisches Recht (NABR).
In den letzten Jahren hat sich das mit nur ca. 274.000 Einwohnern dünn besiedelt Land in ein Paradies für Ökotourismus und Individualtouristen verwandelt. 1998 übernahmen die Sozialdemokraten unter Premier Said Wilbert Musa wieder die Regierung. Der fast 80-jährige George Price wurde Beratender Minister ohne Aufgabenbereich.
Obwohl Guatemala seine Gebietsansprüche 1987 offiziell aufgegeben hat, kommt es immer wieder vor, daß Präsidenten Guatemalas diese wieder auf die Tagesordnung setzen, sei es, um Wählerstimmen zu bekommen oder um von innenpolitischen Problemen abzulenken.
Bereits zwischen beiden Staaten geschlossene Vereinbarungen scheinen plötzlich für Guatemala keine Gültigkeit mehr zu besitzen.
Da die kleine Armee von Belize nur über ca. 1.500 Soldaten, drei Mehrzweckflugzeuge und wenige Patrouillenboote verfügt und das Land kaum verteidigen kann, scheint Belize auch in Zukunft vom Wohlwollen des größeren Nachbarn abhängig.

Kay Hanisch